Briefe über den Yoga, Band 1-4

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Die Briefe an seine Schüler im Ashram reflektieren die Entwicklung des Integralen Yoga in der Zeit nach 1926 bis 1950.

Band I: “Integraler Yoga und andere Wege”

432 Seiten
Inhalt:

  1. Die Supramentale Evolution
  2. Integraler Yoga und andere Wege
    1. Shankara und Mayavada
    2. Buddhismus
    3. Die Gita
    4. Tantrismus und Okkultismus
    5. Vishnuismus (Vaishnavismus)
    6. Integraler Yoga
  3. Religion, Moral, Idealismus und Yoga
  4. Vernunft, Wissenschaft, Yoga
  5. Die Ebenen und Teile des Wesens
    1. Bewußtsein
    2. Sachchidananda
    3. Supramental ­ Obermental
    4. Jivatman (Zentrales Wesen)
    5. Die Seele und das seelische Wesen
    6. Das innere Wesen und das wahre Wesen
    7. Das umhüllende Bewußtsein
    8. Das Kosmische Bewußtsein
    9. Das Mental
    10. Das vitale Wesen
    11. Das Physische Bewußtsein. Das Physische Mental
    12. Das Unterbewußte. Das Unbewußte
    13. Die Zentren

Auszug aus “Die Ebenen und Teile des Wesens”, Kapitel 5
Die Seele und das seelische Wesen
Die Seele kann nicht als derjenige Teil bezeichnet werden, der sich in direkter Berührung mit der supramentalen Ebene befindet -, doch ist einmal die Verbindung mit dem Supramental hergestellt, dann ist sie es, die am unmittelbarsten darauf reagiert. Unser seelischer Wesensteil stammt direkt vom Göttlichen und steht in Kontakt mit dem Göttlichen. Seinem Ursprung nach ist er ein Zentrum voller göttlicher Möglichkeiten, das diese niedere dreifache Manifestation von Mental, Leben und Körper trägt. Es gibt dieses göttliche Element in allen lebenden Wesen, doch ist es hinter dem gewöhnlichen Bewußtsein verborgen, ist zunächst nicht entwickelt, und selbst wenn es entwickelt ist, tritt es nicht immer hervor; es verleiht sich in dem Maße Ausdruck, wie es die Unvollkommenheit seiner Instrumente erlaubt, und ist an deren Mittel und Begrenzungen gebunden. Es wächst an Bewußtsein durch die auf Gott gerichtete Erfahrung und gewinnt jedesmal Kraft, wenn eine höhere Regung in uns ist; schließlich wird durch die Anhäufung dieser tieferen und höheren Regungen eine seelische Individualität entwickelt – das, was wir meist das seelische Wesen nennen. Das seelische Wesen ist immer die wahre, doch oft verborgene Ursache dafür, daß sich ein Mensch dem spirituellen Leben zuwendet, und ist für diesen Schritt seine größte Hilfe. Aus diesem Grund müssen wir es im Yoga aus dem Hintergrund hervortreten lassen.
Das Wort “Seele” und “seelisch” wird in der englischen Sprache sehr unbestimmt und mit ganz unterschiedlicher Bedeutung gebraucht. Sehr häufig wird in der gewöhnlichen Umgangssprache kein deutlicher Unterschied zwischen Mental und Seele gemacht, und ein noch ernster zu nehmendes Durcheinander entsteht dadurch, daß mit dem Wort “Seele” das vitale Begierdenwesen – die falsche Seele oder Begierdenseele ­ bezeichnet wird und nicht die wahre Seele, das seelische Wesen. Das seelische Wesen ist vom Mental oder Vital völlig verschieden; es steht hinter ihnen, dort wo diese sich im Herzen treffen. Dies ist sein zentraler Ort, doch eher hinter dem Herzen als im Herzen; denn was die Menschen gewöhnlich das Herz nennen, ist der Sitz des Gefühls, und menschliche Gefühle sind mental-vitale Impulse und im allgemeinen nicht von seelischer Natur. Diese meist verborgene Macht im Hintergrund ist von Mental und Lebenskraft verschieden, sie ist die wahre Seele, das seelische Wesen in uns. Die Macht der Seele besteht darin, auf Mental, Vital und Körper einzuwirken, sie vermag das Denken, die Wahrnehmung, das Gefühl (welches dann ein seelisches Gefühl wird) sowie die Empfindung und Tat und alles übrige in uns zu läutern und sie auf diese Weise darauf vorbereiten, zu göttlichen Regungen zu werden.
Das seelische Wesen würde in der indischen Sprache als der Purusha im Herzen bezeichnet werden, als Chaitya Purusha; doch mit Herz ist das innere oder geheime Herz gemeint, hrdaye guhayam, und nicht das äußere, vital-emotionale Zentrum. In dem Abschnitt im “Arya”, auf den du dich beziehst, ist die Rede von der wahren seelischen Wesenheit, der Seele (die sich vom vitalen Begierden-Mental unterscheidet).

* * *

Vom seelischen Wesen wurde in den alten (philosophischen) Systemen als dem Purusha im Herzen gesprochen (dem geheimen Herzen – hrdaye guhayam), was voll mit dem übereinstimmt, was wir als das seelische Wesen hinter dem Herz-Zentrum bezeichnen. Es verläßt den Körper beim Tod und besteht fort – dies stimmt wiederum mit unserer Auffassung überein, daß es das seelische Wesen ist, das hinausgeht und zurückkehrt und ein neues mit einem früheren Leben verbindet. Wir sagen, daß die Seele der göttliche Teil in uns ist – und auch dort wird der Purusha im Herzen als der Ishvara der individuellen Natur beschrieben.
Das Wort “Seele” wird im Englischen auf sehr unbestimmte Art gebraucht – häufig bezieht es sich auf das ganze nichtphysische Bewußtsein und schließt sogar das Vital mit all seinen Begierden und Leidenschaften ein. Daher mußte der Ausdruck “seelisches Wesen” geprägt werden, um diesen göttlichen Teil von den instrumentalen Teilen der menschlichen Natur zu unterscheiden.

* * *

X vermutet anscheinend, daß ich mit seelischem Wesen das erleuchtete Ego meine. Die Menschen verstehen deshalb nicht, was ich mit dem Ausdruck “seelisches Wesen” meine, da das Wort “Seele” im Englischen für alles gebraucht wird, was sich auf das innere Mental, das innere Vital oder das innere Physische bezieht oder auch auf alles Anormale oder Okkulte, sogar auf die feineren Regungen des äußeren Wesens – alles in kunterbuntem Durcheinander; selbst okkulte Phänomene werden häufig als psychisch bezeichnet. Eine Unterscheidung dieser verschiedenen Teile des Wesens ist unbekannt. Selbst in Indien ist das alte Wissen der Upanishaden, das diese Unterscheidung kannte, verlorengegangen. Der Jivatman, das seelische Wesen (Purusha Antaratman), der Manomaya Purusha, der Pranamaya Purusha – alles wird in einen Topf geworfen.

* * *

Ich weiß nicht, was mit diesem Ausdruck genau gemeint sein soll – er ist für eine Beschreibung der Seele zu unbestimmt und begrenzt. Antahkarana bedeutet meist Mental und Vital, im Gegensatz zum Körper, da der Körper das äußere Instrument und manah prana das innere Instrument der Seele ist. Mit Seele meine ich etwas, das sich von einem geläuterten Mental und Vital unterscheidet. Ein geläutertes Mental, ein geläutertes Vital gehen aus dem Wirken eines erwachten und befreiten seelischen Wesens hervor, sie sind jedoch nicht die Seele selbst.
Nochmals, es hängt davon ab, was mit ahambhava, dem “Ich”-Zustand gemeint ist. Doch die Seele ist kein Seinszustand, bhava. Sie ist ein Purusha. Ahambhava ist ein Gebilde der Prakriti, es ist kein Wesen oder Purusha. Ahambhava kann sich auflösen, der Purusha aber bleibt.
Unter einem befreiten seelischen Wesen verstehe ich, daß dieses nicht länger gezwungen ist, sich unter den Bedingungen seiner dunklen und unwissenden Instrumente auszudrücken wie hinter einem Schleier-, sondern daß es hervorzutreten vermag, um das Wirken von Mental, Leben und Körper zu kontrollieren und zu verändern.
Manchmal spricht man von einem geläuterten und vollkommenen seelischen Wesen; damit ist vermutlich das seelische Wirken im Mental, Vital und in den physischen Instrumenten gemeint. Ein geläutertes inneres Wesen ist nicht gleichbedeutend mit einer geläuterten Seele, sondern es ist ein geläutertes inneres Mental, Vital, ein geläuterter Körper. Die Ausdrücke, die ich für die Seele benutzte, waren “erwacht” und “befreit”.
“Spirituelle Individualität” ist eine ziemlich unbestimmte Formulierung und kann auf veschiedene Weise gedeutet werden. Über das seelische Wesen schrieb ich, daß die Seele ein Funke Göttlichen Feuers sei, der die individuelle Evolution auf Erden stütze; das seelische Wesen ist das sich entfaltende Seelen-Bewußtsein oder besser noch seine Manifestation von einem Leben zum anderen, mit Mental, Vital und Körper als seinen Instrumenten, bis sie alle für die Einung mit dem Göttlichen bereit sind. Ich glaube nicht, daß ich dem noch etwas hinzufügen kann.

* * *

Der Purusha in der Prakriti wird der Kshara Purusha genannt – wenn er sich von ihr loslöst, ist es der Akshara Purusha.
Ego-Sinn und Purusha sind zwei ganz verschiedene Dinge ­ der Ego-Sinn ist ein Mechanismus der Prakriti, der Purusha dagegen ist das bewußte Wesen.
Das seelische Wesen entfaltet sich, es ist daher nicht unveränderlich.
Das seelische Wesen ist hauptsächlich die Seele der Individualität, die in der Manifestation die individuelle Prakriti entfaltet und an der Evolution teilnimmt. Es ist jener Funke Göttlichen Feuers, der hinter Mental, Vital und dem Physischen als seelisches Wesen wächst, bis es fähig ist, die Prakriti der Unwissenheit in eine Prakriti des Wissens umzuwandeln. Diese Dinge findest du nicht in der Gita, doch kann ich mein Wissen nicht auf das in der Gita Dargelegte beschränken.

* * *

Nein, das intuitive Selbst oder, besser gesagt, das intuitive Bewußtsein, das sich irgendwo oberhalb des Mentals befindet, ist etwas ganz anderes. Die Seele steht hinter dem Wesen. Ihre deutlichsten Merkmale sind eine einfache und aufrichtige Hingabe an das Göttliche, das unmittelbare und augenblickliche Gefühl dessen, was recht ist, was zur Wahrheit und zum Göttlichen führt, und das instinktive Zurückweichen vor allem Gegenteiligen.

* * *

Zwischen der Seele in ihrer Essenz und dem seelischen Wesen muß unterschieden werden. Hinter allem und jedem steht die Seele, der Funke des Göttlichen ­ keiner könnte ohne sie bestehen. Es ist jedoch durchaus möglich, ein vitales und physisches Wesen zu besitzen, die durch eine derartige Seelen-Essenz aufrechterhalten werden, doch ohne ein deutlich entwickeltes seelisches Wesen dahinter.
Ganz richtig, es gibt ein inneres Wesen, das aus dem inneren Mental, dem inneren Vital, dem inneren Physischen besteht ­ doch ist dies nicht das seelische Wesen. Die Seele ist das innerste Wesen von allen und von jenen ganz verschieden. Im Englischen wird das Wort Seele tatsächlich für alles angewendet, das etwas anderes oder Tieferes ist als das äußere Mental und Leben und der äußere Körper oder auf etwas Okkultes oder Überphysisches hinweist; doch diese Anwendung bringt Verwirrung und Fehler mit sich, und wir müssen sie nahezu gänzlich fallenlassen.
Das seelische Wesen ist durch Oberflächenregungen verhüllt und drückt sich, so gut es dies vermag, durch seine drei äußeren Instrumente aus, die aber eher durch von außen wirkende Kräfte als durch das innere Wesen oder die seelische Wesenheit gelenkt werden. Doch dies bedeutet nicht, daß sie von der Seele völlig abgeschnitten sind. Die Seele befindet sich ebenso im Körper wie das Mental oder Vital ­ doch ist der Körper nicht nur dieser grobstoffliche Leib, sondern auch der feinstoffliche. Wenn der grobstoffliche Körper abfällt, dann bleiben die vitalen und mentalen Hüllen des Körpers als Gefäß der Seele übrig, bis auch diese sich auflösen.
Die Seele einer Pflanze oder eines Tieres schlummert nicht ­ ihre Ausdrucksmittel sind lediglich weniger entwickelt als die eines menschlichen Wesens. Es gibt viel Seelisches in der Pflanze, viel Seelisches im Tier. Die Pflanze hat nur die vital-physischen Elemente in ihrer Form entfaltet; das Bewußtsein hinter dieser Form der Pflanze besitzt keine entwickelte oder geordnete Mentalität, die fähig wäre, sich auszudrücken; das Tier hingegen geht einen Schritt weiter; es hat ein vitales Mental und ein gewisses Maß des Selbstausdrucks, doch sein Bewußtsein ist begrenzt, seine Mentalität ist begrenzt, seine Erfahrungen sind begrenzt; auch bringt die seelische Essenz, um sich auszudrücken, ein weniger entwickeltes Bewußtsein und eine weniger entwickelte Erfahrung hervor als diejenige, welche im Menschen möglich ist. Und dennoch haben Tiere eine Seele und können bereitwillig auf die Seele im Menschen ansprechen.
Der “Geist” [ghost] eines Menschen ist natürlich nicht seine Seele. Er ist entweder der Mensch, der in seinem vitalen Körper erscheint, oder er ist ein Fragment der vitalen Struktur des Menschen, das von einer Kraft oder Wesenheit der vitalen Weit für ihre eigenen Zwecke benützt wird. Normalerweise besteht das vitale Wesen mit seiner Personalität nach der Auflösung des physischen Körpers nur eine Zeitlang fort; anschließend geht es in die vitale Ebene ein, wo es solange bleibt, bis sich seine vitale Hülle auflöst. Hierauf begibt sich die Seele in der mentalen Hülle zu einer mentalen Welt; schließlich aber verläßt die Seele auch ihre mentale Hülle und begibt sich zu ihrem Ort der Ruhe. Wenn das Mental stark entwickelt ist, vermag das mentale Wesen [bei der Seele] zu bleiben, ebenso ein stark entwickeltes Vital, vorausgesetzt sie sind von dem wahren seelischen Wesen geformt und um es zentriert ­ sie teilen dann die Unsterblichkeit der Seele. Doch für gewöhnlich geschieht dies nicht; es findet eine Auflösung sowohl des Mentals und Vitals als auch der physischen Teile statt, und die Seele, wenn sie wiedergeboren wird, nimmt ein neues Mental, ein neues Leben (Vital) und einen neuen Körper an und nicht, wie oft vermutet wird, die Nachbildung ihrer alten Natur. Eine derartige Wiederholung wäre ohne Sinn und Nutzen und würde den Zweck der Wiedergeburt verfehlen; denn dieser besteht in einer Weiterentwicklung der menschlichen Natur durch Erfahrung und aus einem evolutionären Wachsen der Seele in dieser Natur ihrem Selbstfinden entgegen. Die Seele aber bewahrt den essentiellen Eindruck ihrer vergangenen Leben und Persönlichkeiten, und ihre neue Geburt und Persönlichkeit stellen einen Ausgleich zwischen dieser Vergangenheit dar und dem, dessen die Seele in der Zukunft bedarf.

P.S. Es gibt Fälle einer raschen Wiedergeburt des äußeren Wesens, das seine alte Persönlichkeit fortsetzt und sogar die Erinnerung an das vergangene Leben bewahrt, doch ist dies eine Ausnahme und geschieht meist, wenn durch vorzeitigen Tod eine Frustration stattgefunden hat und im Vital der starke Wille vorherrscht, seine nicht beendete Erfahrung fortzusetzen.


Band II: “Die Sadhana”
535 Seiten

Inhalt:
Teil I (Fortsetzung von Band I):

  1. Die Göttlichen und die Feindlichen Mächte
    1. Die Götter
    2. Die Asuras
  2. Der Sinn des Avatars
  3. Wiedergeburt
  4. Schicksal und Freier Wille, Karma, Vererbung usw.
    1. Schicksal und freier Wille
    2. Unsichtbare Kräfte
    3. Das Opfer
    4. Gewalt und Nicht-Gewalt
    5. Zeitgefühl
    6. Größe
    7. Pflanzen und Tiere
    8. Humor

Teil II: Die Sadhana

    1. Das Ziel des Integralen Yoga
    2. Die Synthetische Methode und der Integrale Yoga
    3. Die Grundvoraussetzungen des Pfades
      1. Allgemeines
      2. Wahrhaftigkeit
      3. Streben
      4. Glaube
      5. Hingabe und Bemühung
      6. Gnade
      7. Guru
      8. Beharrlichkeit
    4. Die Grundlage der Sadhana
      1. Das ruhige Mental
      2. Stille, Ruhe und Schweigen
      3. Friede
      4. Gleichmut
    5. Sadhana durch Arbeit
      1. Karma-Yoga
      2. Die Göttliche Arbeit
      3. Das doppelte Bewußtsein bei der Arbeit
      4. Das Sich-Öffnen für die Kraft
      5. Das Wirken der Kraft bei der Arbeit
      6. Die Einmischung des Mentals
      7. Die Läuterung durch die Arbeit
      8. Ordnung und Disziplin bei der Arbeit
      9. Die richtige Handhabung der Dinge
    6. Sadhana durch Meditation
      1. Meditation und Konzentration
      2. Der samadhi-Zustand
      3. Japa und Mantra
    7. Sadhana durch Liebe und Hingabe
      1. Die göttliche und die menschliche Liebe
      2. Bhakti und Anbetung
      3. Bhakti-Emotion
      4. Bhakti und Glaube
    8. Menschliche Beziehungen im Yoga
      1. Liebe, Freundschaft und Wohlwollen
      2. Der Umgang mit anderen
      3. Der Wunsch zu helfen
      4. Vitaler Austausch
    9. Sadhana im Ashram und außerhalb des Ashrams
      1. Der Ashram
      2. Die Arbeit im Ashram
      3. Die Sadhaks des Ashrams
      4. Regel und Disziplin im Ashram
      5. Die Rückkehr in das Welt-Leben
      6. Sadhana im Leben der Welt

Auszug aus “Sadhana durch Arbeit”, Kapitel 1
Karma-Yoga
Das gewöhnliche Leben besteht aus der Arbeit für ein persönliches Ziel und die Befriedigung des Begehrens unter einer gewissen mentalen oder moralischen Kontrolle, die manchmal von einem mentalen Ideal beeinflußt ist. Der Yoga der Gita besteht aus der Darbringung der eigenen Arbeit als Opfer für das Göttliche, aus der Überwindung des Begehrens, aus der egolosen und wunschlosen Tat, aus bhakti für das Göttliche, aus dem Eintreten in das kosmische Bewußtsein, aus dem Gefühl des Einsseins mit allen Geschöpfen und aus der Einung mit dem Göttlichen. Unser Yoga fügt all dem das Herabbringen des supramentalen Lichtes und der supramentalen Kraft (als sein höchstes Ziel) sowie die Umwandlung der menschlichen Natur hinzu.

* * *

Meist arbeiten die Menschen und betreiben ihre Geschäfte aus den üblichen Beweggründen des vitalen Wesens, weil es notwendig ist, weil sie nach Reichtum verlangen, nach Erfolg, Ansehen, Macht oder Ruhm, weil der Drang zur Aktivität in ihnen ist oder die Freude darüber, ihre Talente entfalten zu können; ihr Erfolg oder Mißerfolg entspricht ihrer Begabung, ihrer Arbeitskraft und ihrem guten oder schlechten Geschick, welches das Ergebnis ihrer Natur und ihres karmas ist. Wenn man den Yoga aufnimmt und sein Leben dem Göttlichen weihen will, können diese gewöhnlichen Beweggründe des vitalen Wesens nicht länger ihr volles und freies Spiel entfalten; sie müssen durch ein anderes, hauptsächlich seelisches und spirituelles Motiv ersetzt werden, das den Sadhak befähigt, mit der gleichen Kraft wie vorher zu arbeiten, doch nicht mehr für sich, sondern für das Göttliche. Wenn sich nun die gewöhnlichen vitalen Beweggründe nicht mehr frei entfalten können und durch nichts anderes ersetzt werden, besteht die Möglichkeit, daß der Impuls oder die Kraft, die man auf die Arbeit verwandte, absinkt, oder die Fähigkeit, erfolgreich zu sein, nicht länger vorhanden ist. Für den aufrichtigen Sadhak ist dies nur eine vorübergehende Schwierigkeit, er muß jedoch diesen Mangel in seinem Bewußtsein oder seiner Einstellung erkennen und ihn ausmerzen. Dann wird die Göttliche Macht selbst durch ihn handeln und seine Fähigkeit und vitale Kraft für ihre Ziele gebrauchen. In deinem Fall war es das seelische Wesen und zum Teil das Mental, die dich zum Yoga hinzogen und für ihn empfänglich waren; deine vitale Natur jedoch oder zumindest ein großer Teil von ihr, ist noch nicht in Einklang mit der seelischen Bewegung und bislang fehlt noch die volle, ungeteilte Weihung der aktiven vitalen Natur.
Die Zeichen der Weihung des tätigen Vitals sind unter anderem folgende: Das Gefühl (nicht nur die Idee oder das Streben), daß das ganze Leben und die Arbeit der Mutter gehören, sowie eine kraftvolle Freude der vitalen Natur an dieser Weihung und Hingabe. Daraus ergibt sich eine stille Zufriedenheit, das egoistische Verhaftetsein mit der Arbeit und ihren persönlichen Ergebnissen verschwindet, während gleichzeitig eine große Freude an der Arbeit und an dem Gebrauch der Fähigkeiten für den göttlichen Zweck aufkommt.
Weiterhin das Gefühl, daß die Göttliche Kraft hinter dem eigenen Tun wirkt und in jedem Augenblick führt.
Dann ein beharrlicher Glaube, den kein Umstand oder Ereignis brechen kann. Auch wenn Schwierigkeiten entstehen, verursachen sie keine mentalen Zweifel oder ein träges Sich-Fügen, sondern den festen Glauben, daß bei einer wahrhaften Weihung die Göttliche Shakti die Schwierigkeiten entfernen wird. Mit diesem Glauben vergrößern sich die Hinwendung zu ihr und die Abhängigkeit von ihr. Sobald der volle Glaube und die volle Weihung gegeben sind, entsteht eine Empfangsbereitschaft für die Kraft, die einen das Rechte tun und die rechten Mittel wählen läßt; dann passen sich auch die Umstände an und das Ergebnis wird sichtbar.
Um zu diesem Zustand zu gelangen, ist das Wichtigste ein beharrliches Streben, der Ruf, die Selbst-Darbringung und der Wille, alles zurückzuweisen, was in einem und um einen im Weg steht. Schwierigkeiten wird es am Anfang immer geben und auf so lange Zeit, wie man für die Wandlung braucht. Doch wenn man ihnen mit festem Glauben und Willen und mit fester Geduld begegnet, müssen sie irgendwann verschwinden.

* * *

Es ist der gewöhnliche Karma-Yoga, in dem der Sadhak seine eigene Arbeit wählt, sie jedoch dem Göttlichen darbringt; sie wird ihm gegeben, und zwar in dem Sinn, daß er durch einen Impuls seines Mentals oder Herzens oder Vitals zu ihr bewegt wird, daß er eine kosmische Macht oder die kosmische Macht hinter diesem Impuls fühlt und sich darin zu üben versucht, die Eine Kraft hinter allen Tätigkeiten zu sehen, die in ihm und in anderen das kosmische Ziel erarbeitet.
Sobald er einmal das Ideal der unmittelbaren Hingabe angenommen hat, muß er die direkte Bewegung oder Führung finden; daher weist er alles zurück, was er als nur mentale, vitale oder physische Impulse erkennt, die aus seiner eigenen oder der universalen Natur zu ihm kommen. Natürlich zeigt sich die volle Bedeutung der Hingabe erst dann, wenn er bereit ist.

* * *

Ich weiß nicht, ob es mir möglich ist, dich auf dem von dir gewählten Pfad zu führen; es fällt mir jedenfalls schwer, irgendetwas Bestimmtes zu sagen, ohne genauere Angaben zu haben als die, die in deinem Brief enthalten sind.
Es besteht keine Notwendigkeit, daß du die von dir gewählte Art des Lebens und der Arbeit änderst, solange du das Gefühl hast, auf dem Weg deiner Natur zu sein (svabhava) oder auf dem Weg, der dir von deinem inneren Wesen auferlegt wird oder den du aus irgendwelchen Gründen als dein wahres dharma erkennst. Dies sind die drei Tests, und abgesehen davon weiß ich nicht, ob es eine bestimmte Art des Verhaltens oder der Arbeit oder des Lebens gibt, die für den Yoga der Gita richtungsweisend ist. Das wichtigste ist die Einstellung oder das Bewußtsein, in dem die Arbeit verrichtet wird; die äußere Form kann für verschiedene Naturen sehr verschieden sein, jedenfalls solange man nicht die feste Erfahrung der Göttlichen Macht hat, welche die Werke aufnimmt und verrichtet; danach entscheidet die Macht, was zu tun ist oder nicht.
Die Überwindung von allem Verhaftetsein ist notwendigerweise schwierig und kann erst als Frucht einer langen Sadhana erreicht werden ­ es sei denn, es findet ein schnelles allgemeines Wachsen der inneren spirituellen Erfahrung statt, das, worauf die Gita abzielt. Das Verlöschen des Begehrens nach der Frucht, das Verlöschen des Verhaftetseins mit der Arbeit selbst, das Anwachsen des Gleichmuts gegenüber allen Wesen, allen Geschehnissen, gegenüber guter oder schlechter Nachrede, gegenüber Lob oder Tadel, Glück oder Unglück, das Abstreifen des Egos ­ all dies ist notwendig, denn die Überwindung jeglichen Verhaftetseins kann nur dann in ihrer Vollständigkeit erreicht werden, wenn alle Arbeit zu einem spontanen Opfer für das Göttliche wird, wenn das Herz zu Ihm emporgehalten wird und man die feste Erfahrung des Göttlichen in allen Dingen und Wesen erlangt hat. Dieses Bewußtsein oder diese Erfahrung muß alle Teile oder Bewegungen des Wesens durchdringen, sarvabhavena, nicht nur das Mental und die Idee; dann wird das Abfallen von allem Verhaftetsein einfach. Ich spreche vom Yogaweg der Gita; denn im asketischen Leben erreicht man das gleiche Ziel auf andere Weise; man löst sich los von den Zielen des Verhaftetseins, was zu einer Auszehrung dieses Verhaftetseins mit Hilfe von Zurückweisung und Nicht-Gebrauch führt.

* * *

Das einzige, was ich ihm vorschlagen kann, ist, eine Art Karma Yoga auszuüben: in all seinen Taten, von der kleinsten bis zur größten, sich des Höchsten zu erinnern, sie mit einem ruhigen Mental zu tun, ohne Egoismus und Verhaftetsein, und Ihm als Opfer darzubringen. Er kann auch versuchen oder sich bemühen, die Gegenwart der Göttlichen Shakti hinter der Welt und ihren Kräften zu fühlen und zu unterscheiden zwischen der niederen Natur der Unwissenheit und der höheren, göttlichen Natur, deren Kennzeichen vollkommene Stille, Friede, Macht, Licht und Wonne sind; und er kann danach streben, aufgerichtet und langsam vom Niederen zum Höheren geführt zu werden.
Wenn er dies zu tun vermag, wird er zur rechten Zeit bereit sein, sich dem Göttlichen zu weihen und ein vollkommen spirituelles Leben zu führen.

* * *

Die Methode, die ihm am besten entspricht, scheint der Karma Yoga zu sein, und daher ist es richtig zu versuchen, gemäß der Lehre der Gita zu leben; denn die Gita ist der große Führer auf diesem Weg. Sich von egoistischen Bewegungen und persönlichen Begierden zu läutern und der besten Einsicht, die man hat, zu folgen, sind eine vorbereitende Übung für diesen Pfad; insoweit er diese Dinge aufgenommen hat, war er auf dem rechten Weg. Die Bitte um Stärke und Licht im Handeln darf jedoch nicht als eine egoistische Bewegung angesehen werden, denn diese sind für die innere Entwicklung notwendig.
Anscheinend ist eine systematischere und intensivere Sadhana wünschenswert; jedenfalls könnten ein stetes Streben und eine dauernde Beschäftigung mit dem eigentlichen Ziel auch inmitten von äußeren Dingen und äußerer Tätigkeit eine sichere Loslösung und ständige Lenkung herbeiführen. Die Vollendung, die siddhi, dieses Yogaweges ­ ich spreche vom gesonderten Weg des karma-Yoga oder der spirituellen Tat ­ beginnt, wenn er lichthaft den Führenden und die Führung wahrnimmt, und wenn er fühlt, wie die [Göttliche] Macht mit ihm als Instrument und Teilnehmer an der göttlichen Arbeit wirkt.

Auszug aus “Sadhana durch Arbeit”, Kapitel 9
Die richtige Handhabung der Dinge
Mutwilliges Verschwenden und achtloses Zugrunderichten von stofflichen Dingen in unglaublich kurzer Zeit, gleichgültige Unordnung sowie der Mißbrauch des Dienstes oder der Dinge durch vitale Gier oder tamasische Trägheit, schaden dem Gedeihen und können die Macht des Wohlstandes vertreiben oder entmutigen. Diese Dinge haben seit langem in der Gesellschaft überhandgenommen, und wenn es so weitergeht, könnte ein Anwachsen unserer Mittel durchaus ein entsprechendes Anwachsen von Verschwendung und Unordnung mit sich bringen und den materiellen Vorteil zunichte machen. Dem muß abgeholfen werden, wenn ein gesunder Fortschritt erzielt werden soll.
Asketizismus um seiner selbst willen ist nicht das Ideal dieses Yoga, doch sind Selbst-Kontrolle im Vital und die rechte Ordnung im Stofflichen ein sehr wichtiger Bestandteil von ihm; jedoch ist eine asketische Disziplin für unseren Zweck besser als das gleichgültige Fehlen einer echten Kontrolle. Die Meisterung des Stofflichen bedeutet nicht, viel zu besitzen und es verschwenderisch zu vergeuden oder so schnell wie es kommt ­ oder gar noch schneller ­ zugrundezurichten. Meisterung bezieht die rechte und vorsichtige Benutzung der Dinge mit ein und ebenso die Selbstkontrolle bei ihrem Gebrauch.

* * *

Stoffliche Dinge dürfen nicht verachtet werden; ohne sie kann keine Manifestation in der stofflichen Welt stattfinden.

* * *

In jedem physischen Ding gibt es ein Bewußtsein, mit dem man in Verbindung treten kann. Alle Dinge, Häuser, Wägen, Möbel usw., haben eine gewisse Individualität. Früher wußten die Menschen dies und sahen einen Geist oder “Genius” in jedem stofflichen Ding.

* * *

Dein Gefühl für stoffliche Dinge ist richtig – es gibt ein Bewußtsein in ihnen, ein Leben, das nicht das Leben und Bewußtsein von Mensch und Tier ist, das wir kennen, das aber dennoch im geheimen vorhanden und wirklich ist. Daher müssen wir Achtung vor physischen Dingen haben und sie richtig handhaben, sie nicht mißbrauchen oder verschwenden, beschädigen oder mit achtloser Grobheit behandeln. Dieses Gefühl, daß alles bewußt oder lebendig ist, entsteht, wenn unser eigenes physisches Bewußtsein ­ nicht nur das Mental ­ aus seiner Dunkelheit erwacht und den Einen in allen Dingen, das Göttliche überall wahrnimmt.

* * *

Es ist durchaus richtig, daß physische Dinge ein inneres Bewußtsein haben, welches die Sorgfalt fühlt und auf sie reagiert und das empfindsam gegenüber achtloser Berührung und rauher Handhabung ist. Es ist ein großer Fortschritt des Bewußtseins, dies zu wissen oder zu fühlen und zu lernen, vorsichtig mit ihnen umzugehen.

* * *

Das rohe Handhaben und achtlose Brechen oder Verschwenden und Mißbrauchen von stofflichen Dingen ist eine Leugnung des yogischen Bewußtseins und ein großes Hemmnis, die Göttliche Wahrheit auf die stoffliche Ebene herabzubringen.

* * *

Allein dem Gesichtspunkt der stofflichen Nützlichkeit zu folgen und alle anderen Wahrnehmungen und Motive nicht zu beachten, war vermutlich eine Idee des physischen Mentals. Du hast auf der Hut zu sein vor diesen Vorstellungen und Eingebungen des physischen Mentals und darfst keine von ihnen wahllos annehmen und ohne sie einem höheren Licht auszusetzen.


Band III: “Erfahrung und Verwirklichung”
430 Seiten, Deutsch

Inhalt:
Teil III: Erfahrung und Verwirklichung

  1. Erfahrung und Verwirklichung
  2. Visionen und Symbole
  3. Erfahrung des Inneren und des Kosmischen Bewußtseins

Teil IV: Die Umwandlung

  1. Die dreifache Umwandlung:
    • Die Seelische
    • Die Spirituelle
    • Die Supramentale

Auszug aus “Die dreifache Umwandlung”, Kapitel 1

Die dreifache Umwandlung: Die Seelische ­ Die Spirituelle ­ Die Supramentale
I. Die grundlegenden Verwirklichungen dieses Yoga sind:

  1. Die seelische Wandlung, so daß eine volle Weihung zum Leitmotiv des Herzens werden kann, die das Denken, Leben und Tun in fortwährender Einung mit der Mutter und in ihrer Gegenwart lenkt.
  2. Die Herabkunft von Frieden, Macht und Licht usw. des Höheren Bewußtseins durch den Kopf und das Herz in das ganze Wesen, bis sie die eigentlichen Zellen des Körpers erfassen.
  3. Die Wahrnehmung des Einen und Göttlichen, unbegrenzt überall, der Mutter überall ­ und in diesem unendlichen Bewußtsein zu leben.

* * *

Du kennst die drei Dinge, auf denen sich die Verwirklichung gründen muß:

  1. das Aufsteigen zu einem Ort oberhalb des Mentals und das Sich-Öffnen in das kosmische Bewußtsein;
  2. das seelische Sich-Öffnen;
  3. die Herabkunft des höheren Bewußtseins mit seinem Frieden, seinem Licht, seiner Kraft, seinem Wissen und Ananda usw. in alle Ebenen des Wesens bis hinab in das äußerste Physische.

All das muß durch das Wirken der Kraft der Mutter geschehen, unterstützt durch dein Streben, deine Weihung, deine Hingabe.
Das ist der Pfad. Das übrige ist eine Frage der Entwicklung dieser Dinge, wofür du den Glauben an das Wirken der Mutter brauchst.

* * *

Wenn man vom göttlichen Funken spricht, denkt man eher an die Seele als Teil des Göttlichen, der von oben in die Schöpfung herabgekommen ist, als an etwas, das sich vom Kosmos getrennt hat. Es ist die [menschliche] Natur, die sich aus den kosmischen Kräften geformt hat ­ das Mental aus dem kosmischen Mental, das Leben aus dem kosmischen Leben, der Körper aus der kosmischen Materie.
Für die Seele gibt es drei Verwirklichungen: 1. die Verwirklichung des seelischen Wesens und Bewußtseins als dem göttlichen Element in der Evolution; 2. die Verwirklichung des kosmischen Selbstes, das eins in allen ist; 3. die Verwirklichung des Höchsten Göttlichen ­ von dem sowohl das Einzelwesen als auch der Kosmos stammen ­ und des Einzelwesens (Jivatman) als einem ewigen Teil des Göttlichen.

* * *

Das Physische ist natürlich die Grundlage ­ die des Obermentals liegt zwischen den beiden Hemisphären. Die niedere Hemisphäre enthält das gesamte Mental einschließlich seiner höheren Ebenen, das Vital und das Physische. Die obere Hemisphäre enthält den Göttlichen Sat-Chit-Ananda [Dasein-Bewußtsein-Seligkeit] mit dem Supramental als seinem Instrument des Selbst-Ausdrucks. Das Obermental befindet sich zuoberst der niederen Hemisphäre und ist die Verbindungs- oder Übergangsebene zwischen den beiden [Hemisphären].
Das seelische Wesen ist hinter dem Herzen und stützt Mental, Leben und Körper. Bei der seelischen Umwandlung gibt es drei hauptsächliche Elemente: 1. Das Sich-Öffnen des okkulten inneren Mentals, inneren Vitals, inneren Physischen, so daß man sich all dessen bewußt wird, was hinter dem Mental, Leben und Körper der Oberfläche liegt. 2. Das Sich-Öffnen des seelischen Wesens oder der Seele, wodurch sie hervortritt und Mental, Leben und Körper lenkt und alles dem Göttlichen zuwendet. 3. Das Sich-Öffnen des ganzen niederen Wesens gegenüber der spirituellen Wahrheit ­ das letztere kann der seelisch-spirituelle Teil der Wandlung genannt werden. Es ist durchaus möglich, daß man durch die seelische Umwandlung über das Individuelle hinaus in das Kosmische gelangt. Selbst das okkulte Sich-Öffnen errichtet eine Verbindung mit dem kosmischen Mental, dem kosmischen Vital, dem kosmischen Physischen. Die Seele verwirklicht den Kontakt mit dem All-Sein, das Einssein des Selbstes, die universale Liebe und andere Dinge, die zum kosmischen Bewußtsein führen.
Aber all das ist ein Ergebnis des Sich-Öffnens gegenüber dem Spirituellen über uns und wird durch eine Infiltration oder Reflektion des spirituellen Lichts und der spirituellen Wahrheit in Mental, Leben und Körper herbeigeführt. Die eigentliche spirituelle Umwandlung beginnt oder wird möglich, wenn man sich über das Mental erhebt, dort lebt und alles von oben lenkt. Selbst während der seelischen Umwandlung kann man sich durch eine Art Ansteigen des mentalen, vitalen und physischen Wesens nach oben erheben und von dort zurückkehren, doch lebt man damit noch nicht oben im Gipfel-Bewußtsein, wo das Obermental seine Stätte hat und die anderen Ebenen, die über dem menschlichen Mental liegen.
Die supramentale Umwandlung kann erst dann stattfinden, wenn das Lid zwischen den niedrigeren und höheren Hemisphären oder Daseins-Hälften beseitigt ist und das Supramental statt des Obermentals die lenkende Macht im Dasein wird ­ doch hiervon kann jetzt noch keine Rede sein.

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Zwischen Durchseelung und Spiritualisierung besteht ein Unterschied. Die spirituelle Wandlung ist jene, die von oben herabkommt; die seelische Wandlung ist jene, die von innen kommt, wobei die Seele das Mental, Vital und Physische beherrscht.

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Durchseelung bedeutet Wandlung der niedrigeren Natur; sie bringt die rechte Schau in das Mental, den rechten Impuls und das rechte Fühlen in das Vital und die rechte Bewegung und Gewohnheit in das Physische ­ alles dem Göttlichen zugewandt, alles auf Liebe, Anbetung und bhakti beruhend ­ [sie bringt] schließlich das Erkennen und Fühlen, daß die Mutter überall ist, in allem, und auch im Herzen, daß ihre Kraft im Wesen wirkt, sowie Glauben, Weihung, Hingabe.
Die spirituelle Wandlung ist die gesicherte Herabkunft des Friedens, des Lichtes, des Wissens, der Macht, der Seligkeit von oben, das Wahrnehmen des Selbstes und Göttlichen sowie eines höheren kosmischen Bewußtseins und die Wandlung des ganzen Bewußtseins in dieses [kosmische Bewußtsein].

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Beide Gefühle sind richtig ­ sie weisen auf die beiden Erfordernisse der Sadhana hin. Das eine besteht darin, sich nach innen zu wenden und voll die Verbindung zwischen dem seelischen Wesen und der äußeren Natur herzustellen. Das andere ist, sich nach oben für den Göttlichen Frieden zu öffnen, die Kraft, das Licht, den Ananda, sich in sie zu erheben und sie in die Natur und den Körper herabzubringen. Keine dieser beiden Bewegungen, weder die seelische noch die spirituelle, ist ohne die andere vollkommen. Wenn das spirituelle Aufsteigen und Herabkommen nicht vollzogen wird, kann die spirituelle Umwandlung der Natur nicht stattfinden; wenn die Seele sich nicht voll öffnet und die Verbindung mit ihr nicht hergestellt wird, kann die Umwandlung nicht vollständig sein.
Eine Unvereinbarkeit zwischen den beiden Bewegungen besteht nicht; einige beginnen zuerst mit der seelischen, andere mit der spirituellen, wiederum andere verfolgen beides gleichzeitig. Der beste Weg ist, nach beiden zu streben und es die Kraft der Mutter gemäß dem Erfordernis und der Neigung der Natur ausarbeiten zu lassen.

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Wenn durch die Entwicklung eines höheren Bewußtseins nicht Dinge zuwege gebracht würden, von denen das Mental früher nichts wußte, hätte sie nicht viel Wert. Das Einswerden der Seele mit den höheren Kräften und Tätigkeiten des Bewußtseins ist zu der einen oder anderen Zeit für die Sadhana unerlässlich.


Band IV: “Die Umwandlung”
558 Seiten

Inhalt:
Teil IV: Die Umwandlung (Forts.)

  1. Die Umwandlung des Mentals
  2. Die Umwandlung des Vitals
  3. Die Umwandlung des Physischen
  4. Die Umwandlung des Unterbewußten und Unbewußten
  5. Die Schwierigkeiten des Pfades
  6. Der Widerstand der feindlichen Kräfte
  7. Auszug aus “Die Schwierigkeiten des Pfades”
  8. Die Schwierigkeiten des Pfades

Alle, die den spirituellen Pfad betreten, müssen den Schwierigkeiten und Prüfungen des Pfades die Stirn bieten ­ jenen, die sich aus ihrer eigenen Natur erheben und jenen, die von außen kommen. Die Schwierigkeiten in der [menschlichen] Natur erheben sich stets aufs neue, bis du sie überwunden hast; man muß ihnen sowohl mit Stärke als auch mit Geduld begegnen. Der vitale Teil aber neigt zu Depressionen, sobald Prüfungen und Schwierigkeiten auftauchen. Das ist nicht nur bei dir so, sondern bei allen Sadhaks ­ es bedeutet weder Untauglichkeit für die Sadhana, noch rechtfertigt es ein Gefühl der Hilflosigkeit. Du hast dich aber darin zu üben, diese Reaktion der Hilflosigkeit zu überwinden und die Kraft der Mutter anzurufen, damit sie dir helfe.
Alle, die sich standhaft an den Pfad halten, können ihrer spirituellen Erfüllung sicher sein. Wenn irgend jemand sie nicht erreichen sollte, kann das nur einen von zwei Gründen haben: Entweder weil er den Pfad verlässt oder weil er einer Verlockung von Ehrgeiz, Eitelkeit, Begehren usw. folgend das aufrichtige Vertrauen auf das Göttliche aufgibt.

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Allgemein kann gesagt werden, daß es nicht klug ist, sich zu sehr darum zu bemühen, alle möglichen Menschen, besonders sehr junge Menschen, für die Sadhana gewinnen zu wollen. Der Sadhak, der diesen Yoga aufnimmt, muß eine echte Berufung haben, und selbst dann ist der Weg oft schwierig genug. Wenn man aber die Menschen in einem Geist enthusiastischer Propaganda zur Aufnahme der Sadhana überredet, besteht die Gefahr, ein künstliches und unwirkliches Feuer zu entzünden, nicht den wahren Agni, oder aber ein kurzlebiges Feuer, das nicht andauern kann und vom Aufwallen vitaler Wogen überflutet wird. Das ist besonders bei jungen Menschen der Fall, die lenkbar sind und sich leicht von Ideen und übertragenen Gefühlen, die nicht die eigenen sind, fesseln lassen ­ später dann erhebt sich das Vital mit seinen unbefriedigten Forderungen, und sie pendeln zwischen zwei gegensätzlichen Kräften hin und her oder geben rasch dem starken Sog des gewöhnlichen Lebens und Treibens sowie der Befriedigung von Begierden nach, was ein natürlicher Hang im heranwachsenden Menschen ist. Oder aber der untaugliche adhara leidet unter dem Stress einer Berufung, für die er nicht bereit war oder noch nicht bereit war. Wenn man die wirkliche Sache in sich hat, geht man durch all das hindurch und nimmt am Ende die volle Sadhana auf ­ das trifft aber nur für eine Minderheit zu. Es ist besser, nur Menschen anzunehmen, die von selbst kommen, und von diesen nur jene, die wirklich eine eigene und anhaltende Berufung haben.

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Eine feste Regel für ein solches Leiden gibt es nicht. Nicht die Seele ist es, die leidet; das Selbst ist ruhig und gleichmütig gegenüber allen Dingen, und der einzige Kummer des seelischen Wesens ist der Kummer über den Widerstand der [menschlichen] Natur gegenüber dem Göttlichen Willen oder über den Widerstand der Dinge und Menschen gegenüber dem Ruf des Wahren, Guten und Schönen. Was vom Leiden betroffen wird, das ist die vitale Natur und der Körper. Wenn sich die Seele dem Göttlichen zuwendet, kann ein Widerstand im Mental auftreten, der meist in Form von Leugnung und Zweifel in Erscheinung tritt, was mentales und vitales Leiden hervorrufen kann. Es kann auch einen Widerstand in der vitalen Natur geben, deren hauptsächlicher Wesenszug das Begehren und das Verhaftetsein mit den Gegenständen des Begehrens ist, und wenn auf diesem Gebiet ein Konflikt zwischen der Seele und der vitalen Natur besteht, zwischen der Anziehungskraft des Göttlichen und dem Sog der Unwissenheit, dann leiden das Mental und der vitale Teil ganz offensichtlich. Auch das physische Bewußtsein kann Widerstand bieten, der im allgemeinen in einer grundlegenden Trägheit besteht, einer Dunkelheit im reinen Stoff des Physischen, in einem Nichtbegreifen, einer Unfähigkeit, auf das höhere Bewußtsein anzusprechen, sowie in der Gewohnheit, hilflos und mechanisch auf das Niedere zu reagieren, selbst wenn es nicht will; daraus kann sowohl vitales als auch physisches Leiden entstehen. Außerdem gibt es den Widerstand der Universalen Natur, die nicht will, daß das Wesen aus der Unwissenheit in das Licht entkommt. Das kann die Form eines leidenschaftlichen Beharrens auf der Weiterführung der alten Bewegungen annehmen, deren Wogen das Mental, Vital und den Körper erfassen, so daß die alten Ideen, Impulse, Begierden, Gefühle und Reaktionen fortbestehen ­ selbst nachdem sie hinausgeworfen und zurückgewiesen wurden – und wie eine Armee, die von außen angreift, zurückkehren können, bis schließlich die ganze dem Göttlichen hingegebene Natur sich weigert, sie anzunehmen. Das ist die subjektive Form des universalen Widerstandes; er kann aber auch eine objektive Form annehmen ­ Feindseligkeit, Verleumdung, Angriffe, Verfolgung, Unglück von vielerlei Art, feindliche Bedingungen und Umstände, Schmerzen, Krankheiten, Bedrohung von seiten der Menschen oder Kräfte. Auch hier liegt die Möglichkeit des Leidens auf der Hand. Es gibt zwei Wege, all dem zu begegnen: erstens den des Selbstes, der Stille, des Gleichmuts – ein Spirit, Wille, Mental, Vital, ein physisches Bewußtsein, die entschlossen dem Göttlichen zugewandt bleiben und sich von all den Suggestionen des Zweifels, Begehrens, Verhaftetseins, von Depression und Kummer, Schmerz und Trägheit nicht erschüttern lassen. Das ist möglich, wenn das innere Wesen erwacht, wenn man sich des Selbstes bewußt wird, des inneren Mentals, des inneren Vitals, des inneren Physischen, denn sie können sich leichter dem göttlichen Willen anpassen; und dann findet eine Spaltung im Wesen statt, als ob es zwei Wesen gäbe, eines im Inneren, ruhig, stark, gleichmütig, gelassen, ein Kanal des Göttlichen Bewußtseins und der Göttllchen Kraft, und ein äußeres, das immer noch von der niederen Natur mißbraucht wird; dann aber werden die Störungen durch letzteres etwas Oberflächliches sein – nicht mehr als ein äußerliches Kräuseln, bis auch dieses unter dem inneren Druck dahinschwindet und versinkt und auch das äußere Wesen ruhig, konzentriert und unangreifbar bleibt. Es gibt auch den Weg der Seele ­ er besteht darin, daß das seellsche Wesen mit seiner ihm innewohnenden Kraft, seiner Weihung, Anbetung, seiner Liebe für das Göttllche, seiner Selbst-Hingabe und Überantwortung hervortritt und diese dem Mental, Vital und physischen Bewußtsein auferlegt und sie zwingt, all ihre Bewegungen auf Gott zu richten. Wenn die Seele stark und ganz und gar Gebieter ist, gibt es kein subjektives Leiden mehr oder nur noch wenig, und das objektive kann weder die Seele noch die anderen Teile des Bewußtseins berühren – der Weg ist sonnenhell und eine große Freude und Süße werden zum Grundton der ganzen Sadhana. Was die äußeren Angriffe und feindlichen Umstände anbelangt, so hängt das von dem Wirken der [Yoga-] Kraft ab, die die Beziehung des Wesens zur äußeren Natur umwandelt; in dem Maß, in dem die Kraft ihren Sieg ausdehnt, werden sie eliminiert werden; aber sie können die Sadhana nicht behindern, wie lange auch immer sie andauern, denn dann werden selbst feindliche Dinge und Geschehnisse ein Mittel für ihren Fortschritt und für das Wachsen des Spirits werden.

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