Briefe über den Yoga, Band 4: Die Umwandlung

Briefe über den Yoga, Band 4

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Die Briefe an seine Schüler im Ashram reflektieren die Entwicklung des Integralen Yoga in der Zeit nach 1926 bis 1950.
558 Seite, Deutsch

Inhalt:
Teil IV: Die Umwandlung (Forts.)

  1. Die Umwandlung des Mentals
  2. Die Umwandlung des Vitals
  3. Die Umwandlung des Physischen
  4. Die Umwandlung des Unterbewußten und Unbewußten
  5. Die Schwierigkeiten des Pfades
  6. Der Widerstand der feindlichen Kräfte
  7. Auszug aus “Die Schwierigkeiten des Pfades”
  8. Die Schwierigkeiten des Pfades

Alle, die den spirituellen Pfad betreten, müssen den Schwierigkeiten und Prüfungen des Pfades die Stirn bieten ­ jenen, die sich aus ihrer eigenen Natur erheben und jenen, die von außen kommen. Die Schwierigkeiten in der [menschlichen] Natur erheben sich stets aufs neue, bis du sie überwunden hast; man muß ihnen sowohl mit Stärke als auch mit Geduld begegnen. Der vitale Teil aber neigt zu Depressionen, sobald Prüfungen und Schwierigkeiten auftauchen. Das ist nicht nur bei dir so, sondern bei allen Sadhaks ­ es bedeutet weder Untauglichkeit für die Sadhana, noch rechtfertigt es ein Gefühl der Hilflosigkeit. Du hast dich aber darin zu üben, diese Reaktion der Hilflosigkeit zu überwinden und die Kraft der Mutter anzurufen, damit sie dir helfe.
Alle, die sich standhaft an den Pfad halten, können ihrer spirituellen Erfüllung sicher sein. Wenn irgend jemand sie nicht erreichen sollte, kann das nur einen von zwei Gründen haben: Entweder weil er den Pfad verlässt oder weil er einer Verlockung von Ehrgeiz, Eitelkeit, Begehren usw. folgend das aufrichtige Vertrauen auf das Göttliche aufgibt.

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Allgemein kann gesagt werden, daß es nicht klug ist, sich zu sehr darum zu bemühen, alle möglichen Menschen, besonders sehr junge Menschen, für die Sadhana gewinnen zu wollen. Der Sadhak, der diesen Yoga aufnimmt, muß eine echte Berufung haben, und selbst dann ist der Weg oft schwierig genug. Wenn man aber die Menschen in einem Geist enthusiastischer Propaganda zur Aufnahme der Sadhana überredet, besteht die Gefahr, ein künstliches und unwirkliches Feuer zu entzünden, nicht den wahren Agni, oder aber ein kurzlebiges Feuer, das nicht andauern kann und vom Aufwallen vitaler Wogen überflutet wird. Das ist besonders bei jungen Menschen der Fall, die lenkbar sind und sich leicht von Ideen und übertragenen Gefühlen, die nicht die eigenen sind, fesseln lassen ­ später dann erhebt sich das Vital mit seinen unbefriedigten Forderungen, und sie pendeln zwischen zwei gegensätzlichen Kräften hin und her oder geben rasch dem starken Sog des gewöhnlichen Lebens und Treibens sowie der Befriedigung von Begierden nach, was ein natürlicher Hang im heranwachsenden Menschen ist. Oder aber der untaugliche adhara leidet unter dem Stress einer Berufung, für die er nicht bereit war oder noch nicht bereit war. Wenn man die wirkliche Sache in sich hat, geht man durch all das hindurch und nimmt am Ende die volle Sadhana auf ­ das trifft aber nur für eine Minderheit zu. Es ist besser, nur Menschen anzunehmen, die von selbst kommen, und von diesen nur jene, die wirklich eine eigene und anhaltende Berufung haben.

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Eine feste Regel für ein solches Leiden gibt es nicht. Nicht die Seele ist es, die leidet; das Selbst ist ruhig und gleichmütig gegenüber allen Dingen, und der einzige Kummer des seelischen Wesens ist der Kummer über den Widerstand der [menschlichen] Natur gegenüber dem Göttlichen Willen oder über den Widerstand der Dinge und Menschen gegenüber dem Ruf des Wahren, Guten und Schönen. Was vom Leiden betroffen wird, das ist die vitale Natur und der Körper. Wenn sich die Seele dem Göttlichen zuwendet, kann ein Widerstand im Mental auftreten, der meist in Form von Leugnung und Zweifel in Erscheinung tritt, was mentales und vitales Leiden hervorrufen kann. Es kann auch einen Widerstand in der vitalen Natur geben, deren hauptsächlicher Wesenszug das Begehren und das Verhaftetsein mit den Gegenständen des Begehrens ist, und wenn auf diesem Gebiet ein Konflikt zwischen der Seele und der vitalen Natur besteht, zwischen der Anziehungskraft des Göttlichen und dem Sog der Unwissenheit, dann leiden das Mental und der vitale Teil ganz offensichtlich. Auch das physische Bewußtsein kann Widerstand bieten, der im allgemeinen in einer grundlegenden Trägheit besteht, einer Dunkelheit im reinen Stoff des Physischen, in einem Nichtbegreifen, einer Unfähigkeit, auf das höhere Bewußtsein anzusprechen, sowie in der Gewohnheit, hilflos und mechanisch auf das Niedere zu reagieren, selbst wenn es nicht will; daraus kann sowohl vitales als auch physisches Leiden entstehen. Außerdem gibt es den Widerstand der Universalen Natur, die nicht will, daß das Wesen aus der Unwissenheit in das Licht entkommt. Das kann die Form eines leidenschaftlichen Beharrens auf der Weiterführung der alten Bewegungen annehmen, deren Wogen das Mental, Vital und den Körper erfassen, so daß die alten Ideen, Impulse, Begierden, Gefühle und Reaktionen fortbestehen ­ selbst nachdem sie hinausgeworfen und zurückgewiesen wurden – und wie eine Armee, die von außen angreift, zurückkehren können, bis schließlich die ganze dem Göttlichen hingegebene Natur sich weigert, sie anzunehmen. Das ist die subjektive Form des universalen Widerstandes; er kann aber auch eine objektive Form annehmen ­ Feindseligkeit, Verleumdung, Angriffe, Verfolgung, Unglück von vielerlei Art, feindliche Bedingungen und Umstände, Schmerzen, Krankheiten, Bedrohung von seiten der Menschen oder Kräfte. Auch hier liegt die Möglichkeit des Leidens auf der Hand. Es gibt zwei Wege, all dem zu begegnen: erstens den des Selbstes, der Stille, des Gleichmuts – ein Spirit, Wille, Mental, Vital, ein physisches Bewußtsein, die entschlossen dem Göttlichen zugewandt bleiben und sich von all den Suggestionen des Zweifels, Begehrens, Verhaftetseins, von Depression und Kummer, Schmerz und Trägheit nicht erschüttern lassen. Das ist möglich, wenn das innere Wesen erwacht, wenn man sich des Selbstes bewußt wird, des inneren Mentals, des inneren Vitals, des inneren Physischen, denn sie können sich leichter dem göttlichen Willen anpassen; und dann findet eine Spaltung im Wesen statt, als ob es zwei Wesen gäbe, eines im Inneren, ruhig, stark, gleichmütig, gelassen, ein Kanal des Göttlichen Bewußtseins und der Göttllchen Kraft, und ein äußeres, das immer noch von der niederen Natur mißbraucht wird; dann aber werden die Störungen durch letzteres etwas Oberflächliches sein – nicht mehr als ein äußerliches Kräuseln, bis auch dieses unter dem inneren Druck dahinschwindet und versinkt und auch das äußere Wesen ruhig, konzentriert und unangreifbar bleibt. Es gibt auch den Weg der Seele ­ er besteht darin, daß das seellsche Wesen mit seiner ihm innewohnenden Kraft, seiner Weihung, Anbetung, seiner Liebe für das Göttllche, seiner Selbst-Hingabe und Überantwortung hervortritt und diese dem Mental, Vital und physischen Bewußtsein auferlegt und sie zwingt, all ihre Bewegungen auf Gott zu richten. Wenn die Seele stark und ganz und gar Gebieter ist, gibt es kein subjektives Leiden mehr oder nur noch wenig, und das objektive kann weder die Seele noch die anderen Teile des Bewußtseins berühren – der Weg ist sonnenhell und eine große Freude und Süße werden zum Grundton der ganzen Sadhana. Was die äußeren Angriffe und feindlichen Umstände anbelangt, so hängt das von dem Wirken der [Yoga-] Kraft ab, die die Beziehung des Wesens zur äußeren Natur umwandelt; in dem Maß, in dem die Kraft ihren Sieg ausdehnt, werden sie eliminiert werden; aber sie können die Sadhana nicht behindern, wie lange auch immer sie andauern, denn dann werden selbst feindliche Dinge und Geschehnisse ein Mittel für ihren Fortschritt und für das Wachsen des Spirits werden.

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